CDO-Forum – Digitale Kaffeerunde: Etablierter Treff für Digitalisierungsverantwortliche aus Deutschen Kommunen

Dr. Sascha Hemmen, Thomas Laue 2020, Tobias Fänger (Privat), Fotografin Nicole Hollatz

© Stadt.Land.Digital

Dr. Sascha Hemmen, Referatsleiter für Digitalisierung und Wirtschaft der Stadt Wolfsburg, berichtete im August 2021 über den souveränen Umgang mit kommunalen Daten. Wolfsburg hat 2018 eine Offene Datenplattform gemeinsam mit den Stadtwerken aufgebaut. Die Stadt Wolfsburg verfügt über ein eigenes Geodatenportal und baut ein verwaltungsinternes Data Warehouse auf. Um die unterschiedlichen Datenquellen fachübergreifend zu nutzen, bedurfte es einer Datenharmonisierung. Dazu tauschten sich alle relevanten Akteure der Stadtverwaltung intensiv aus. Eine wesentliche Erkenntnis war, dass die Fachbereiche ein unterschiedliches Datenverständnis haben, so Dr. Sascha Hemmen. Die Stadt Wolfsburg formulierte daher zunächst grundsätzliche Leitlinien im Umgang mit kommunalen Daten. Im nächsten Schritt wird eine Datenstrategie erarbeitet.

In den Anwendungsfällen „Sensorgestützte Überwachung des Aasees“ und „Kamerabasierte Parkraumüberwachung“ gewinnen die Akteure Erkenntnisse zu den erforderlichen Rollen- und Rechtekonzepten. Dr. Sascha Hemmen betonte, dass diese Erkenntnisse kaum am Schreibtisch entstehen können. Sichtbare Anwendungsbeispiele vor Ort sind für die Bürgerinnen und Bürger greifbarer als Konzeptpapiere. Wolfsburg setzt auf skalierbare Lösungen und Open-Source-Komponenten, um digital souverän agieren zu können. Die kreisfreien Städte Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter arbeiten seit September 2020 im Rahmen einer interkommunalen Kooperation zusammen.

Tobias Fänger, IT-Leiter der Stadt Osnabrück, berichtete im September 2021 über die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG). Die Osnabrücker Stadtverwaltung verteilt sich auf 64 Standorte. Um die Entscheidungswege zu verkürzen, ist die Abteilung IT und Digitale Transformation seit 2020 im Referat Strategie, Digitalisierung und Rat angesiedelt. Rund 45 Kolleginnen und Kollegen arbeiten dort daran, die Digitalisierung in Osnabrück voranzubringen.

Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet Bund, Länder und Kommunen bis spätestens Ende 2022 ihre Verwaltungsleistungen auch elektronisch über Verwaltungsportale anzubieten. Im Mai 2018 entschied sich daher die Stadt Osnabrück für die Einführung eines Serviceportals, in dem alle Verwaltungsleistungen gebündelt angeboten werden. In Workshops wurden zunächst Kriterien an das Serviceportal definiert. Auf Grundlage dieser Kriterien entschied sich die Stadt Osnabrück für die Portallösung OpenR@thaus. Das Serviceportal startete fristgerecht im Oktober 2020.

Tobias Fänger betonte, dass die Kundenorientierung bei der Ausgestaltung des Serviceportals im Fokus steht. Die Stadt Osnabrück verfolgt hierbei den Ansatz: „Ohne Messen kein Steuern“. Eine Analyse des Nutzerverhaltens ergab, dass die Mehrheit der Nutzenden das Serviceportal über mobile Endgeräte besuchten. Die neue Benutzeroberfläche ist aufgrund dessen insbesondere auf mobile Endgeräte ausgerichtet. Als weitere Erfolgsfaktoren bewies es sich, feste OZG-Koordinatorinnen und OZG-Koordinatoren in den Dienststellen zu benennen, sowie interdisziplinäre Projektteams zusammenzustellen. Diese Teams treiben die Digitalisierung in Osnabrück voran, indem sie für digitale Transformation begeistern, Fragen beantworten und Ängste nehmen.

Thomas Laue, Digitalisierungsbeauftragter und Open-Data-Koordinator der Stadt Heilbronn, berichtete im Oktober 2020 über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Stadtverwaltung. Die Normen und Standards in der öffentlichen Verwaltung bieten ein enormes Potenzial zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz, so Thomas Laue. Routinearbeiten können von Künstlicher Intelligenz übernommen werden, sodass sich Verwaltungsmitarbeiterinnen und Verwaltungsmitarbeiter auf andere Tätigkeiten konzentrieren können.

Innerhalb von zehn Monaten baute die Stadt Heilbronn ein KI-System zur Bilderkennung auf, welches den unstrukturierten Fotoschatz des Heilbronner Stadtarchivs automatisch mit aussagekräftigen Namen und Schlagworten versieht. Mithilfe der Schlagworte sind Fotos im Heilbronner Stadtarchiv leicht und schnell auffindbar. In Zusammenarbeit mit dem Start-up The Chainless wurde die automatische Bilderkennung inzwischen soweit optimiert, dass zur Gebäudeerkennung fünf Bilder und zur Erkennung von Personen drei Bilder als Trainingsdatensatz benötigt werden. Archivare treffen die Entscheidung, wer Zugang zu den Bildern erhält. Weitere Anwendungsfälle für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Stadtverwaltung sind in Planung.

Im November berichtete Yvonne Rowoldt, E-Government-Koordinatorin des Landkreises Nordwestmecklenburg, über die Umsetzung des Online-Baugenehmigungsverfahrens. Über 300 Teilnehmende nahmen an der Digitalen Kaffeerunde teil.

Der Landkreis an der Ostsee ist Vorreiter für das Thema digitale Baugenehmigung. Seit Januar 2021 werden Bauanträge im Landkreis Nordwestmecklenburg vollständig digital bearbeitet. Bauherr und Entwurfsverfasser erhalten über das digitale Baugenehmigungsverfahren die Möglichkeit, den digitalen Bauantrag zeitgleich zu bearbeiten, Unterlagen hochzuladen und über die Plattform zu bezahlen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bauämter können über die Plattform den Bauantrag digital freigeben sowie beteiligte Behörden wie etwa die Umwelt-, Straßenverkehrs-, Denkmal- und Immissionsschutzbehörde digital einbinden. Einen tragfähigen Untergrund dafür bilden die elektronische Akte und das Dokumentenmanagementsystem, so Yvonne Rowoldt.

Baugenehmigungsverfahren sind äußerst komplex. Je nach Fall sind eine Reihe an unterschiedlichen Akteuren in den Prozess einzubinden. Der Landkreis Nordwestmecklenburg sah dies als Chance an, um eine technische Infrastruktur für weitere Leistungen zu schaffen.

Der digitale Bauantrag steht über den FIT-Store (dem sogenannten Behörden-App-Store für OZG-Leistungen) nach dem Einer-für Alle-Prinzip zur Verfügung. Der Online-Dienst kann dort als Software as a Service (SaaS) von interessierten Bundesländern, Landkreisen und Kommunen nachgenutzt werden. Damit soll die flächendeckende OZG-Umsetzung an Fahrt gewinnen. Mit der Nachnutzung der Lösung ist es aber nicht getan, so Yvonne Rowoldt. Für einen nachhaltigen Erfolg sind die hinter der digitalen Baugenehmigung liegenden Verwaltungsprozesse mitzudenken und ebenfalls zu digitalisieren.

CDO-Forum – Digitale Kaffeerunde: Etablierter Treff für Digitalisierungsverantwortliche aus Deutschen Kommunen

© Stadt.Land.Digital, Bertelsmann Stiftung

In einer Sonderausgabe der Digitalen Kaffeerunde im Oktober 2021 stellten Mario Wiedemann und Vanessa Weeke von der Bertelsmann Stiftung den Musterdatenkatalog und den Wegweiser Kommune vor. Die Plattformen geben einen Überblick über offen bereitgestellte Daten aus deutschen Kommunen. In dem interaktiven Workshop kombinierten die Teilnehmenden Datensätze über den Wegweiser Kommune und testeten den Nutzen für Planungen und Konzepte in ihrer Kommune.

Aufgrund der hohen Nachfrage im Oktober 2021 führt Stadt.Land.Digital die Digitale Kaffeerunde SPEZIAL erneut am Mittwoch, den 26. Januar 2022, von 13:00 – 14:30 Uhr durch. Hier können Sie sich anmelden.