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© Stadt.Land.Digital; RamCreativ/istockphoto; Kirsten Cortez (privat); Tobias Männel; Stefan Kraus, Ulrike Klimpp; Bürgermeister Steffen Bonk, Tobias Koch

Im März 2022 begrüßte Dr. Daniela Brönstrup, Leiterin der Abteilung Digital- und Innovationspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die rund 70 Teilnehmenden des CDO-Forums. Sie betonte, dass digitale Technologien vielfältige Chancen für Kommunen bieten, um Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Stefan Kraus, Amtsleiter für Technik und Grün der Stadt Herrenberg, zeigte anschließend an einem konkreten Praxisbeispiel, wie Sensoren bei der Baumbewässerung in Herrenberg unterstützen und wie agile Strukturen im städtischen Start-up Bauhof dazu beitrugen.

Seit Frühjahr 2018 gibt es im Herrenberger Bauhof keinen Meister mehr. Das Bauhofteam organisiert seine Aufgaben selbst und arbeitet dadurch heute viel innovativer und effektiver, so Stefan Kraus. Mitarbeitende übernehmen Verantwortung und bringen eigene Ideen ein. Auf Initiative eines Mitarbeiters entstand so das Projekt der digitalen Baumbewässerung. Heute messen Sensoren die Bodenfeuchte in drei Herrenberger Baumquartieren. Die Sensoren liegen dabei auf den Baumwurzeln. Ist die Erde nass, wird ein geringer elektrischer Widerstand gemessen. Ist die Erde trocken, ist der elektrische Widerstand größer. Alle acht Stunden senden die Sensoren die Daten über das stadteigene LoRaWAN-Funknetz an ein Dashboard, welches die Daten anschaulich visualisiert. Baumkontrolleure können so mithilfe des Dashboards vom Rechner oder mobil von unterwegs einfach und schnell überprüfen, ob die Stadtbäume ausreichend mit Wasser versorgt sind. Sie können damit ihre Arbeitstage effizienter gestalten und Bäume ressourcenschonender bewässern. Künftig soll die Baumbewässerung komplett automatisch erfolgen.

Bürgermeister Steffen Bonk der Stadt Steinbach (Taunus) und Tobias Männel, Leiter Trendscouting/Fördermittelmanagement bei der Mainova AG, berichteten im April 2022 über digitale Pegelstände, Hochwasserschutz und Baumbewässerung. Die Stadt Steinbach, benannt nach dem gleichnamigen Bach, hat rund 11.000 Einwohnende und liegt im Grünen zwischen der Großstadt Frankfurt am Main und dem ländlich geprägten Taunus.

Der Steinbach sorgte bereits für Überflutungen im Ortskern. Um das zu verhindern, wurde ein Früherkennungssystem für Starkregenereignisse entwickelt. Die Stadt Steinbach überprüft mithilfe von Niederschlagssensorik, wie schnell sich Flutgräben füllen und wie lange es dauert, bis das Wasser abgeflossen ist. Ein Flusspegelmesser erkennt den Wasserstau an kritischen Stellen. Neben Starkregenereignissen einerseits kämpft die Stadt andererseits mit Wasserknappheit. Vor zwei Jahren musste die Stadt Steinbach sogar einen Trinkwassernotstand ausrufen. Um Wasser zielgerichteter einzusetzen, unterstützen seitdem Sensoren bei der Baumbewässerung. Sie messen an den Wurzeln von drei Stadtbäumen die Wasserspannung. Die Daten werden über ein LoRaWAN-Funknetz an ein Dashboard übermittelt und lösen damit die bedarfsgerechte Bewässerung aus. Die Mainova AG, Energieversorger in Frankfurt am Main, kürte die Stadt Steinbach für diese zwei Projekte als Gewinner ihres Smart-City-Wettbewerbs im Bereich LoRaWAN und Internet der Dinge (IoT).

Die LoRaWAN-Funktechnologie bietet die ideale technische Infrastruktur für eine nachhaltige und vernetze Stadt von morgen, so Tobias Männel. Die Anwendungsbereiche von LoRaWAN sind vielfältig, bei gleichzeitig geringen Betriebskosten. Die bedarfsgerechte und intelligente Steuerung kommunaler Aufgaben auf Basis der LoRaWAN-Technologie bietet insbesondere einen Mehrwert für kleinere Kommunen. Eine kleine Verwaltung kann beispielsweise mithilfe einer sensorgestützten Baumbewässerung ihre Bauhöfe entlasten und Personalressourcen sparen, betonte Bürgermeister Steffen Bonk.

Im Mai 2022 berichtete CDO Kirsten Cortez über das Praktikums- und Ausbildungsportal als Instrument der Wirtschaftsförderung im Landkreis Saarlouis. Saarlouis ist industriell geprägt und mit rund 195.000 Einwohnenden der bevölkerungsreichste Landkreis im Saarland. Aber auch hier macht sich der Personal- und Fachkräftemangel bemerkbar. Rund die Hälfte der Ausbildungsplätze sind nicht besetzt.

Das regionale Praktikums- und Ausbildungsportal soll dem Trend entgegenwirken. Ab Sommer 2022 können Betriebe des Landkreises ihre Praktikums- und Ausbildungsmöglichkeiten in einem Portal veröffentlichen. Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Berufsberatungskräfte und Eltern können sich hier über das bestehende Angebot in der Region erkundigen. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu sichern, ist das Angebot bedarfsgerecht auf Schülerinnen und Schüler ausgerichtet. Sie können sich systematisch nach Interessen und Stärken über mögliche Wunschpraktika und Ausbildungsplätze informieren. Gleichzeitig erhalten Betriebe aus der Region eine Präsentationsfläche und stellen sich zielgruppengerecht vor.

Kirsten Cortez empfiehlt bei der Ausgestaltung eines Praktikums- und Ausbildungsportals, sich frühzeitig mit Finanzierungs- und Datenschutzfragen auseinanderzusetzen sowie die politischen Gremien frühzeitig einzubinden. Dann gibt es rechtzeitig den entsprechenden politischen Rückhalt für die Projektumsetzung und die dauerhafte Projektfinanzierung ist sichergestellt.