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Mit Dr. Eric Weber, Hub Manager in Leipzig, sprachen Annette Hillebrand und Jana Stuck von Stadt.Land.Digital.

1. Was können Start-ups zur digitalen Transformation von Kommunen beitragen?

Start-ups entwickeln neue, innovative Technologien. Sie identifizieren Herausforderungen im kommunalen Umfeld und werden angetrieben von Ideen mit Verbesserungspotenzial. Start-ups, die sich im Markt dauerhaft durchsetzen wollen, müssen konkrete Probleme in Kommunen lösen und dürfen sich nur kurze Experimentierphasen erlauben. Dies unterscheidet sie von Forschungseinrichtungen oder Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in großen Unternehmen, die ein höheres und langfristigeres festes Budget einplanen. Nicht jede Invention wird eine marktreife Innovation, aber Start-ups müssen das Marktpotenzial rasch ausschöpfen und dafür agil sein. Sonst werden sie nicht weiter finanziert oder gar nicht finanziert. Kommunen profitieren von der Agilität der Start-ups, weil sie mit Start-ups innovative Ideen kurzfristig umsetzen können.

2. Welche Technologien lassen sich in smarten Städten und digitalen Regionen einsetzen?

In einer Smart City werden intelligente Maßnahmen umgesetzt. Das ist das wesentliche Merkmal einer solchen Stadt oder auch Region. Dabei sollte eine sinnvolle Planung mit digitalen Lösungen zusammen angegangen werden, zum Beispiel planerische Ansätze für Luftschneisen einerseits und die Sensormessung von Feinstaub andererseits, etwa zur automatisierten Verkehrssteuerung. Zentral für smarte Lösungen in Gemeinden, Städten und Landkreisen sind Daten, um damit in Politik und Verwaltung sinnvolle, datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Datenerhebung, Datenanalyse, intelligente Planung anhand der Daten sowie Datensicherheit und -souveränität gehen in smarten Städten und digitalen Regionen Hand in Hand.

Bei Smart-City-Projekten gibt es beispielsweise viele Anwendungen im Bereich Bilderkennung. Kamerabilder dienen als Grundlage, um mit Künstlicher Intelligenz (KI) das Verkehrsaufkommen zu messen, Schlaglöcher auf Straßen zu erkennen und zu kategorisieren oder Beschädigungen an Verkehrsschildern, etwa durch Vegetation oder Graffiti, zu erfassen.

Erfolgreiche Projekte von Start-ups helfen dabei, sinnvolle Lösungen aufzuzeigen und die immer noch vorhandene Skepsis gegenüber Datenerfassung und -analyse abzubauen. Wir sollten den Menschen zeigen, dass der Mehrwert dieser Daten ihr Leben verbessert und wir vor Ort in den Kommunen sinnvolle Projekte umsetzen können. Die Digital Hub Initiative und auch der GovTech-Campus in Berlin, Frankfurt und Hamburg tragen durch ihre überregionalen Aktivitäten viel dazu bei.

3. Was trägt die Digital Hub Initiative zu Smart-City-Technologien bei und wie profitieren Start-ups vom Digital Hub, die für Kommunen arbeiten wollen?

Im Netzwerk der zwölf Digital Hubs findet sich technologische und wirtschaftliche Expertise zu verschiedenen Smart-City-Themen. Im Münchner Digital Hub geht es beispielsweise um Mobilität, in Dresden um das Internet der Dinge und Sensorik, in Karlsruhe um Künstliche Intelligenz und der Digital Hub in Darmstadt kümmert sich um Cybersicherheit. Alle Standorte arbeiten mit regionalen Partnern aus Unternehmen und Wissenschaft zusammen.

Wir hier in Leipzig sind auf smarte Infrastrukturen spezialisiert. Träger ist das SpinLab, das als Akzelerator dient, bei dem sich also Start-ups für inhaltliche und finanzielle Unterstützung sowie Projekte mit Partnerunternehmen bewerben können. Unsere Kooperationspartner im Energie-Infrastrukturbereich sind unter anderem die VNG Gruppe mit ihrem Schwerpunkt Gasversorgung, auch Biogas und Biomethan, und die Leipziger Gruppe für Energie, Mobilität und Wasserversorgung in der Region. Wir arbeiten auch mit der European Energy Exchange (EEX) zusammen, der führenden Energiebörse, die ihren Kunden Kontrakte für Strom, Erdgas und Emissionsberechtigungen sowie Fracht- und Agrarprodukte bietet. EnviaM als einer der größten Energieversorger in Ostdeutschland ist ebenfalls Partner. Unser gemeinsames Ziel ist, Pilotanwendungen mit diesen Unternehmen und Start-ups zu entwickeln und einzusetzen. Die wichtigsten Leitfragen sind dabei: Was funktioniert? Was hat einen realen Wert?

Mit der Stadt Leipzig veranstalten wir mit der Smart City Challenge regelmäßig eine kommunale Wettbewerbe. Das ist im Grunde ein innovativer Einkaufsprozess, der sich auch für andere Kommunen eignet. Die Kommune stellt eine Aufgabe und identifiziert die Herausforderungen in der Region und schreibt dann einen Wettbewerb aus, an dem sich Start-ups und innovative KMUs beteiligen können. Daraus entstehen kleine Pilotanwendungen mit konkretem Nutzen für die Kommune. Der Vorteil ist, dass es sich dabei um ein kleines Projekt mit beschränktem Risiko und beschränkten Verpflichtungen für beide Seiten handelt. Idealerweise bleibt das Projektvolumen zunächst unter bestimmten Ausschreibungsgrenzen, um rasch in die Umsetzung gehen zu können und keine Zeit zu verlieren. Aus der Sicht von Start-ups müssen wir in Deutschland bei der Vergabe schneller und bei innovativer Beschaffung in Kommunen noch besser werden.

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Weitere Informationen:

Nach einigen Stationen bei größeren B2B-Unternehmen in den Bereichen IT und Großhandel arbeitete Eric Weber an der HHL Leipzig Graduate School of Management und dem Hochschulgründernetzwerk SMILE im Bereich Entrepreneurship und als freiberuflicher Startup-Berater. Zudem gründete und leitete er eine kleine Medienagentur und mehrere Vereine. Seit 2014 ist er Gründer und Geschäftsführer von SpinLabThe HHL Accelerator (www.spinlab.co), einem führenden sechsmonatigen Accelerator-Programm mit Sitz in Leipzig. 2019 hat er den Startup-Frühphasen-Fonds Smart Infrastructure Ventures mitgegründet, wo er als Venture Partner tätig ist.

Der Smart Infrastructure Hub Leipzig wird getragen von der Stadt Leipzig und Spinlab – The HHL Accelerator.

E-Mail: info@spinlab.co
www.smartinfrastructurehub.com