Digital Gipfel 2023

© Philipp Kirschner/BMWK

Die diesjährigen Gewinner des „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) stehen fest: Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck und die Beauftragte des BMWK für die digitale Wirtschaft und Start-ups, Anna Christmann, haben 21 Preisträgerteams mit über 300.000 Euro ausgezeichnet. Die Verleihung fand gestern, am 20. November 2023, auf dem diesjährigen Digital-Gipfel unter dem Titel „Digitale Transformation in der Zeitenwende. Nachhaltig. Resilient. Zukunftsorientiert“ der Bunderegierung in Jena statt.

Bundesminister Robert Habeck: „Die digitale und ökologische Transformation unserer Wirtschaft ist von immenser Bedeutung – für den Klimaschutz und ebenso für unsere Wettbewerbsfähigkeit, unsere Wirtschaftssicherheit und unseren Wohlstand. Start-ups spielen dabei als Innovationstreiber eine Schlüsselrolle. Mit unserem Gründungswettbewerb unterstützen wir innovative Teams und ihre Ideen in der Frühphase. Das Ziel sind Gründungen und Start-ups, die dazu beitragen, die digitale und ökologische Transformation für die Unternehmen und Menschen in Deutschland zu einem Erfolg zu machen.“

Die erfolgversprechendsten 21 Gründungsideen hatte eine Fachjury aus insgesamt 220 Bewerbungen ausgewählt.

Sechs Gründungsteams erhalten für ihre besonders herausragende Ideen jeweils einen mit 32.000 Euro dotierten Gründungspreis+. Fünfzehn der eingereichten Geschäftsideen wurden mit einem Gründungspreis ausgezeichnet und erhalten ein Preisgeld von 7.000 Euro. Die Gewinnerteams profitieren außerdem von individuellen Coaching- und Vernetzungsangeboten des Gründungswettbewerbs.

Minister Habeck übergab persönlich den mit 10.000 Euro dotierten Fokuspreis „Energieeffizienz“ an einen der Gründer von Emidat.

Emidat (München, Waldkappel) trägt mithilfe seiner KI-basierten Lösung dazu bei, Transparenz über die Umweltauswirkungen von Baustoffen zu schaffen – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung – und damit den Ressourceneinsatz und die Energieeffizienz in der Bauwirtschaft zu optimieren. Das Start-up unterstützt Baumaterialhersteller bei der Ermittlung und Verbreitung von Umweltproduktdaten mit dem Ziel, langfristig alle relevanten Entscheidungen entlang der Wertschöpfungskette im Bauwesen direkt oder indirekt in Richtung mehr Nachhaltigkeit zu bewegen.

Die sechs Gewinnerteams mit Gründungspreis+

Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden verlieren europaweit aufgrund von unstrukturierten Einkaufsprozessen jährlich viele Milliarden Euro. Das Start-up askLio (München) entwickelt daher speziell für Einkaufsabteilungen einen KI-Copiloten. Er hilft Unternehmen dabei, das Potenzial aller vorhandenen Lieferanten auszuschöpfen, und unterstützt bei der Entscheidung, ob, wie und was eingekauft werden soll. askLio automatisiert den Anforderungsprozess und gibt KI-gestützte Handlungsempfehlungen. Dadurch können Bedarfsanfragen schnell und sicher bearbeitet, die Produktivität gesteigert, Einsparungspotenziale genutzt und Compliance-Risiken reduziert werden. Beschaffungsprozesse werden somit deutlich verkürzt und Beschaffungsmanager von kostspieliger manueller Arbeit entlastet.

Das MedTech-Startup inContAlert (Trautskirchen, Grafenwöhr, Bayreuth) entwickelt eine KI-gestützte Sensortechnologie zur Messung des Blasenfüllstands bei Inkontinenzpatienten. Der Sensor wird mit einem Gurt etwa 2 cm oberhalb des Schambeins befestigt und erfordert keinen operativen Eingriff. Die von Patientinnen und Patienten gesammelten Daten werden durch Deep-Learning-Algorithmen analysiert. Der ermittelte Blasenfüllstand wird in einer App angezeigt, die zudem proaktiv vor zu hohen Füllständen warnt. Der Standard für Blasenmanagement ist aktuell noch eine Entleerung nach vorgegebenem Zeitintervall, was jedoch nicht den realen Blasenfüllstand berücksichtigt. Mit inContAlert können sowohl Patientinnen und Patienten als auch Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen Entleerungen gezielt planen und dadurch ihre Kosten deutlich senken. Betroffene erhalten die Kontrolle über ihr eigenes Blasenmanagement zurück und können dadurch langfristige Gesundheitsprobleme vermeiden.

Der Betrieb verfahrenstechnischer Anlagen stellt eine Black-Box dar, da aussagekräftige Live-Parameter aus dem Inneren der Apparate fehlen. Dadurch ist deren Betrieb teurer und weniger nachhaltig als notwendig. Inline Process Solutions (Kaiserslautern) ermöglicht mit seiner innovativen bildoptischen Sensortechnologie eine Visualisierung der strömenden Partikel (Tropfen, Blasen, Kristalle) im Apparat. Die aufgezeichneten Bilder sind dank der eingesetzten Optikkonfiguration sehr kontrastreich und scharf. Diese Bildqualität ermöglicht eine performante KI-basierte Bildanalyse, die in Echtzeit Partikelgröße und -form ausgibt. Das Training der Software erfolgt bereits vor der Auslieferung zum Kunden. Die Software ist sofort einsatzbereit und muss nicht mehr beim Kunden mit dessen Daten trainiert werden. Der Kunde kann mit diesem Produkt nicht nur seinen Prozess analysieren, sondern auch steuernd in diesen eingreifen und unerwünschte Prozesszustände vorhersehen. In Zukunft ist damit für die Kunden eine wettbewerbsfähige und ressourceneffiziente Produktion umsetzbar.

ito ito (Bremen) bietet ein digitales Ökosystem für die gesamte Wertschöpfungskette der Modeproduktion – von der einfachen Erstellung eines „Digital Twin“ der Kollektion über die automatisierte Ansteuerung von Strickmaschinen im Netzwerk bis hin zu einem flexiblen Ordermanagement. Damit können Mode-Modemarken über eine Automatisierungsplattform ihre Produktion von Knitwear direkt und in Echtzeit an die bestehende Nachfrage koppeln, um so agiler, nachhaltiger und effizienter zu werden. Die SaaS-Lösung (Software as a Service) transformiert traditionelle Strickereien zu agilen „Microfactories“ – auf Knopfdruck und an jedem Ort der Welt. So spielt es keine Rolle, ob von einem Produkt 5.000 Stück oder von 5.000 verschiedenen Produkten jeweils nur einzelne hergestellt werden. Dadurch werden Produktentwicklung und Time-to-Market beschleunigt, Produktionszeiten verkürzt, Überproduktion vermieden und gleichzeitig das Investitionsrisiko minimiert.

Das Team von Shit2Power (Berlin) macht aus Kläranlagen effiziente Kraftwerke. In Deutschland existieren etwa 8.900 kommunale Kläranlagen, die rund 1 % des deutschen Energieverbrauchs ausmachen. Neben Energiekosten führen Gesetzesänderungen im Umgang mit Klärschlamm zu hohen Mehrkosten, so dass der Betrieb einer Kläranlage bis zu 60 % der kommunalen Ausgaben ausmachen kann. Das Gründungsteam von Shit2Power entwickelt skalierbare Containeranlagen mit einer Kapazität für jeweils bis zu 30.000 Einwohnende einer Kommune. Die Container sind stapelbar und werden vor Ort an den Kläranlagen aufgestellt. In einem thermo-chemischen Prozess wird aus dem Klärschlamm lokal erneuerbare Energie in Form von elektrischer Energie oder Wasserstoff gewonnen. Durch einen digitalen Zwilling wird die Steuerung zentral übernommen und die Energieausbeute langfristig maximiert. Diese Form von regionaler Energie- und Wasserstoffproduktion erhöht die Unabhängigkeit von Kläranlagen und schafft einen finanziellen Anreiz, Süßwasser im Kreislauf zu halten.

TimeTeller (Hamburg) bietet eine innovative Lösung zur Unterstützung der Krebstherapie. Mittels eines In-vitro-Diagnostikums, mit dem die innere Uhr eines Individuums gemessen werden kann, ermöglicht TimeTeller eine individualisierbare Chronotherapie bei Krebspatientinnen und -patienten. Die biologische Uhr reguliert zelluläre und molekulare Mechanismen und spielt eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der menschlichen Gesundheit. Die Chronotherapie berücksichtigt diese natürlichen Rhythmen des Körpers und zielt darauf ab, Medikamente zu dem Zeitpunkt zu verabreichen, zu dem sie am wirksamsten und am wenigsten toxisch sind. Dies spielt eine entscheidende Rolle für die Krebstherapie, weil zu viele Krebsmedikamente in der maximal verträglichen Dosis verabreicht werden. Da Krebszellen und gesunde Zellen teilweise unterschiedliche Rhythmen haben, kann mit TimeTeller die zeitliche Planung bei der Medikamentenverabreichung und somit die Reaktion des Körpers auf die Behandlung optimiert werden.

Du hast auch eine erfolgsversprechende Gründungsidee? Dann bewirb dich für die Sommerrunde 2024

Nutz deine Chance und bewirb dich mit deiner Start-up-Idee für den Gründungswettbewerb! Die nächste Möglichkeit dafür bietet sich dir in der Sommerrunde 2024. Diese starte am 15. Januar 2024. Bewerbungen werden dann bis zum 27. März 2024 angenommen. Alle Infos rund um den Bewerbungsprozess erhältst du hier.

Der Fokuspreis wird in der Sommerrunde 2024 für die innovativste Idee im Bereich „GovTech“ vergeben. Gemeint sind damit Gründungsideen, die sich speziell mit dem Thema „Government Technology“, also „digitaler Verwaltung“, auseinandersetzen. Mehr Infos dazu veröffentlichen wir in Kürze hier auf unserer Homepage.